Ein Sinus pilonidalis tritt vor allem bei jungen Männern auf. Frauen sind 6-7-fach seltener betroffen. Die Erkrankung entsteht wahrscheinlich dadurch, dass sich Haare in die Haut zwischen den Gesäßseiten einbohren und so zu entzündeten Gängen führen (Fisteln). Im akuten Stadium entsteht eine Eiteransammlung (Abszess), die entweder spontan aufplatzt oder durch einen Arzt eröffnet werden muss. Antibiotika sollten nicht verordnet werden.
Der entstandene Gang (Fistel, Porus) bleibt offen und „saugt“ immer neue Haare hinein, so dass die Krankheit immer weiter fortschreitet. Dies erklärt die Tatsache, warum häufig Soldaten betroffen sind: das lange Marschieren unter unhygienischen Bedingungen begünstigt das Einbohren der Haare in die Haut.
Die Erkrankung hat im Gegensatz zum allgemeinen Sprachgebrauch nichts mit dem Steißbeinknochen zu tun, die Fisteln liegen lediglich über diesem Knochen. Eine Verbindung oder gar eine direkte Mitbeteiligung des Knochens sind absolute Raritäten.
Abzugrenzen vom Sinus pilonidalis sind andere fistelnde Erkrankungen der Region um den After wie die Acne inversa und die Analfisteln.
Unbehandelt führt der Sinus pilonidalis oft zu chronischen eitrigen Entzündungen im Steißbereich, die mit Schmerzen und eitriger Sekretion einhergehen können Eine Heilung kann in diesen Fällen nur durch eine Operation erzielt werden. Selten finden sich auch nur kleine Öffnungen, die keinerlei Beschwerden verursachen. Diese Befunde brauchen nicht operiert zu werden.
Bezüglich der Operation kann zwischen zwei Verfahren unterschieden werden. Bei beiden werden die entzündlichen, fistelnden Hautareale sparsam ausgeschnitten. Danach bleibt die Wunde entweder offen (sekundäre Wundheilung) oder wird in verschiedenen Techniken vernäht.
Der Vorteil der offenen Wundheilung besteht darin, dass laut Literatur häufiger eine definitive Heilung erfolgt als bei den Nahtverfahren, so dass insbesondere bei kleineren Fisteln dieses Verfahren weiterhin seine Bedeutung hat. Bei größeren Hautdefekten besteht der Nachteil jedoch darin, dass die Wundheilung sich über Monate hinzieht und doch in einigen Fällen zu bleibende Fistelgänge zu beobachten sind. Eine besondere Form der offenen Wundbehandlung, stellt die in den 80iger Jahren von dem amerikanischen Chirurg J. Bascom entwickelte Operationsmethode dar, die sich für kleine, erstmalig auftretende Fistelporen eignet: Die sog. „pit picking“ Operation, was so viel wie „Rauspicken der Fisteln“ bedeutet. Dabei werden lediglich die Stellen, wo sich die Haare in die Haut einbohren („Pit“), sparsam ausgeschnitten und der Bereich, wohin die Haare unter der Haut gewandert sind, mittels eines kleinen Schnittes eröffnet. Damit kommt es zur Vernarbung der Fistel und zur Behebung der Erkrankung. Vorteil ist die geringe Belastung des Patienten durch die kleinen Wunden, auch wenn die Zahl der Rückfälle etwas höher als nach aufwendigeren Operationen zu sein scheint.
Wir führen diesen Eingriff regelhaft sowohl in lokaler Betäubung als auch in Narkose in unserer Praxis durch.
Eine Alternative dazu stellt der Verschluss der Wunde durch eine Naht dar. Leider kommt es nicht ganz selten zu einer verzögerten Heilung, da der Bezirk sich in einem Bereich des Körpers befindet, der durch seine Nähe zum After nur schlecht für eine sterile Wundversorgung geeignet ist. Es handelt sich letztlich um einen feuchten, unreinen Bereich, wo nur wenig Sauerstoff vorhanden ist. Wir bevorzugen das Verfahren nach Karydakis, bei dem die Haut seitlich freigelegt und der Defekt nach Ausschneiden der Steißbeinfistel durch körpereigenes Gewebe aufgefüllt wird. Wir haben in letzter Zeit gute Erfahrungen mit dieser Technik gesammelt, die aber ausschließlich unter stationären Bedingungen durchgeführt wird.
Letztlich muss aus diesen Gründen das gewählte operative Vorgehen immer im direkten Gespräch zwischen Arzt und Patienten anhald des individuellen Befundes festgelegt werden.
2014 ist die Leitlinie Sinus pilonidalis erschienen, die Dr.Ommer im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie federführend erstellt hat. Eine neue Version ist im Juni 2020 bei der AWMF, ebenfalls von Dr.Ommer erstellt, erschienen.
Ein aktueller Artikel zur behandlung des Sinus pilonidalis ist aktuell im österreichischen Chirurgenmagazin erschienen.
In einer der wichtigsten und am weitesten verbreitenden deuschen Medizinzeitschrift, dem Deutschen Ärzteblatt, ist ein Weiterbildungsartikel zum Sinus pilonidalis erschienen, der unter Mitarbeit von Dr.Ommer entstanden ist: Artikel
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